Kapitel 6c: Studium, 3. und 4. Job (oder hab ich welche vergessen?)

Irgendwann nach der Veröffentlichung des Tests wurde es auch in der Frauenklinik dünn, was das Geld anging. Aber glücklicherweise hatte ich ja schon mehrmals veröffentlicht (durch die Korrekturen und den Test), so dass ich immer wieder schnell etwas Neues fand: Zuerst den Tipp-Job in der geizigen Werbeagentur an irgendeinem Platz, wo ich wirklich fast verhungert wäre, aber als ich dann später eine Einladung zu einer Vernissage in eben dieser Agentur erhielt, hatte ich zunächst ziemliche Mühen, den Termin überhaupt wahrzunehmen. Wegen meiner aktuellen Arbeitszeiten.

War ne nette Vernissage - obwohl ich mich an den/die ausstellenden Künstler nicht mehr recht erinnern kann. Jedenfalls war mein Glas immer voll. Und irgendetwas liess mich Goethe rezitieren. So rezitierte ich also Goethe von Gedichten bis Dramen - so weit mein kleines Gedächtnis reichte. Leider konnte mein Gedächtnis auch die Geizzeit in dieser Agentur nicht überwinden, so dass ich das Praktikum, für das sich der Chef der Agentur mich herbeigewünscht hatte, dann doch nicht antreten konnte - vermutlich schämte er sich zu sehr.

Diese Infos erfuhr ich allerdings erst verspätet durch eine der Serviererinnen, die zufälligerweise auch gerade Germanistik studierte wie ich. Ziemlich ehrfurchtsvoll kauerte sie zu meinen Füssen in der Mensa, als ich gerade einen selbstgebrühten, also von der Mensa unabhängigen Tee, in mich hineinschlürfte.

Nur gut, dass mich vom Sehen ausgesprochen wenige Zeitgenossen kennen - es könnte mein Leben verkomplizieren. Die Insider habe ich zwar ermutigt, mich doch einfach mal zu fragen, aber sie tun es einfach nicht.

Hier also noch einmal eine Chance: (Affe)

Im Moment würde ich gern meine Jobs abkürzen, also lege ich los: Jahrelang korrigierte ich in einer Top-Agentur deren Werbeanzeigen, bis der neue Chef-Setzling mal nen Fehler nicht umsetzte - schon bekam ich den in die Schuhe geschoben und war weg. Was mir aber egal war, denn mir war der König viel lieber als der Prinz. Der König setzt hoffentlich noch immer viel besser - grüssen Sie ihn von mir, wenn Sie ihn treffen. Vom Korrektor mit dem roten Steno-Füllfederhalter.

Zwischendurch waren auch noch Immobilien: Objekte in eine Datei verbannen - allerdings mit aussagefähigen Zugriffsmöglichkeiten. Bartleby durfte sogar zusammen am Tisch mit der ganzen Familie speisen. - Vermutlich wäre ich da ganz gross raus gekommen, wenn ich nicht so eine Abneigung gegen Choleriker hätte. Vielleicht hätte ich mich sogar an die Anzüge und das Outfit-Pi-Pa-Po gewöhnt, aber der Chef war ein einziges Mal zu cholerisch und ungerecht - und ich kündigte. Hoffentlich glaubt der Junior, dass sich manchmal Champignons tatsächlich auf ner Rolle Klopapier züchten lassen, aber mir war die Zeit leider zu knapp für weitere Ausfürungen. Und der Junior hat sich auch nicht mehr gemeldet. Vielleicht auch gut so, denn die chefin war da ja auch noch - nicht nur, was ihre Kochkunst betraf ... Na jedenfalls ist nix passiert.