Kapitel 5: Theater/Arbeitslosigkeit

Büroinformationselektroniker war ich also. Ohne Job, ziemlich gut, aber auch ohne Perspektive in diesem Job.

Diverse Vorstellungsgespräche hatten mir eröffnet, dass man als Arbeitgeber ja nicht einen für die Reparatur und einen anderen für die Schlepperei der Büromaschinen zu den Kunden schicken kann - wenn die jeweilige Büromaschine sich ausnahmsweise mal nicht mit Bordmitteln reparieren lassen sollte.

Die Theatergruppe hatte mir ein wenig Selbstvertrauen gegeben, aber wirklich tiefere Einsichten nun gerade nicht; nicht mal über das Eins-Sein-Mit-Dem-All, über das ich in eigenen Versuchen ziemlich tiefe Einsichten erlangt zu haben glaubte - jedenfalls rein subjektiv. Am besten bemühen Sie nicht den Staatsanwalt oder andere, denn meine Jugendsünden sind längst verjährt, aber sinnlicher war diese Zeit schon. Ich hatte noch keinen Bierbauch, und auch die geschlechtlichen Tätigkeiten gelangen entschieden besser.

Hm. Ich möchte hier jetzt allerdings auch keine Werbung weder für das bauchbildende noch das sinnlichere Substrat, das aus den Blütenständen einer recht lange Fasern bildenden Pflanze gewonnen wird, machen. Naja, wohler fühlte ich mich mit der Textilpflanze.

Na jedenfalls ging ich damals dann ohne den Bauch, der sich mir erst später anschloss, zur nächstgelegenen Uni und schrieb mich für Germanistik und Medienwissenschaften ein - wer weiss, was aus mir geworden wäre, wenn ich die ganzen anrechenbaren Zeiten ausgenutzt, gegebenenfalls auch noch etwas gewartet hätte, aber dann Biologie und irgendwas studiert hätte.

Ich stellte einmal mehr Anträge um Unterstützung; diesmal nicht für Berufsausbildungsbeihilfe, sondern für Bafög, also Geld zum Studieren. Wieso der Staat das unnütz in meinen Bandscheibenvorfall verschwendete Geld nicht vom Ausbildungsbetrieb zurück verlangt hat, verstehe ich allerdings noch immer nicht. Jedenfalls bekam ich ein paar DM (damals hatten wir noch ne andere Währung), mit denen ich aber nicht einmal die Miete bezahlen konnte.

Hm. Jetzt weiss ich gar nicht mehr genau, wie ich meinen ersten Studi-Job bekam. Also entweder über irgendein Schwarzes Brett an der Uni oder über das Arbeitsamt. Jedenfalls klappte es, und ich hatte genug Geld für Semesterbeitrag, Miete, Lebensmittel und Bücher zusammen. Wenn ich allzu zerlumpt aussah, dann griff meine Mutter ein und zwang ich zu irgendwelchen Textileinkäufen, die allerdings wenig berauschend waren.

Es war irgendwie ein Fenster-Test-Job mit etwas Tipparbeit und noch mehr Grips: Bill Gates hatte noch längst keine graphischen Benutzeroberflächen in seinem DOS, denn sowas gab es nur bei Apple. Aber mein Arbeitgeber wollte wohl auch damit herumexperimentieren (war ja auch schon ein ziemlich fetter Konzern). Was das jetzt genau war, weiss ich gar nicht, aber irgendwelche Workstations. Aber ich kann mich noch erinnern, dass meistens die Sonne schien, wenn ich an meiner Tastatur Textformate definierte oder Grafik anpasste.

Total super war auch die Kantine des Brötchengebers - um einiges besser als die Mensa, aber ich war trotzdem öfter in der Uni als bei der Arbeit. Notgedrungen, denn es war ja nur ein Teilzeitjob. Aber immerhin konnte ich mich in der Mensa damals noch ohne Aufpreis satt essen.