Kapitel 5: Theater/Arbeitslosigkeit

Bester Geselle des Jahres, aber Bandscheibenvorfall - die potentiellen neuen Betriebe bedankten sich spätestens nach dem Vorstellungsgespräch. Und ich dachte mir in meiner unfreiwilligen Freizeit, dass ich doch mal Anzeigen suchen könnte, in denen Menschen gesucht werden.

Tja, da bestand ich doch tatsächlich das Casting einer semiprofessionellen Theatergruppe und probte monatelang "Die Spielverderber" von Michael Ende. Brachte mir allerdings als Butler nur vielleicht zehn Prozent des Wochenend-Trinkgeldes einer langbeinigen Bar-Biene in der Altstadt.

Tiefere Einsichten brachte mir das Stück leider auch nicht - und meine Rolle würde ich jetzt, fast 20 Jahre später, auch ganz anders interpretieren. Aber das Theater - äh die Literatur - hatte mich irgendwie infiziert, so dass ich mich zum Studium der Germanistik und Medienwissenschaften irgendwo einschrieb.

Nach den zehn oder zwölf Aufführungen hörte ich eigentlich nix mehr von Darstellern oder Regisseurin, obwohl Gerüchten zufolge eine Kollegin ne kurze Karriere als Umweltaktivistin in der "Lindenstrasse" gehabt haben soll, aber das halte ich für ein Gerücht. Weil ich sie eh nicht gesehen habe (ich sehe allerdings auch keine "Lindenstrasse") - und ausserdem hat sie mir ihren Erfolg auch nicht mitgeteilt.

Hm. Die Theatergruppe war allerdings auch nicht in der Lage, mir ne versprochene VHS-Kassette der Premiere zukommen zu lassen - keine Ahnung (k.a.), vielleicht war die ja doch dann Umweltaktivistin irgendwo - womöglich noch in dem Institut mit der Mückenplage? Na jedenfalls studierte ich dann eifrig Germanistik (Medienwissenschaften weniger) und hatte auch sofort wieder nen Job. Muss unheimlich günstig gewesen sein, Anfang der 90er des letzten Jahrhunderts Studierende zu beschäftigen - also für die Arbeitgeber.